Wenn die Trennung nur auf dem Papier vollzogen ist

Frau N. meldet sich mit dem Wunsch nach einem Coaching bei mir. Bereits im Erstgespräch lässt sich erahnen, dass ihr nicht wirklich um ein Coaching für ihre berufliche Situation gelegen ist. Zwar hatte Frau N. in der Tat gerade zwei Stellen nach kurzer Zeit wieder gekündigt. Die emotionale Belastung, die sich unweigerlich auch auf ihre berufliche Situation auszuwirken begonnen hatte, rührte indes von der Trennung von ihrem Ex-Mann her. Seit kurzem ist sie von ihm geschieden, lebt in einer neuen Beziehung. Dabei spürt sie, dass sie die Beziehung zu ihrem Mann für sich nie wirklich abgeschlossen hat. Immer wieder trauert sie um die gemeinsame Zeit und um das gemeinsame Haus. Mann und Haus konnten ihr immer wieder das gegeben, was Frau N. ein Leben lang vermisst hatte: Geborgenheit und Ruhe. Sie hadert mit dem Gefühl, sie hätte der Beziehung mehr Chancen einräumen müssen. Sie hätte wohl zu impulsiv gehandelt und ihre neue Beziehung sei doch nicht das richtige für sie. Frau N. sagt, sie vermisse die Gespräche mit ihrem Mann und die gemeinsame Ruhe – den ursprünglichen Grund ihrer Trennung. In der Vergangenheit habe sie die gemeinsame Beziehung nämlich nur noch als langweilig empfunden.

Nach einer längeren Einzeltherapie, in der auch ihre Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die Beziehung offen gelegt werden, kann Frau N. erkennen, dass es ihr eigentlich nicht um eine Wiederaufnahme der alten Beziehung geht.Frau N.s Ex-Mann hat sich zur Teilnahme an einer Trennungsberatung bereit erklärt. Beiden hat dies eine Trennung in gegenseitigem Respekt ermöglicht. Frau N. ist heute in einer neuen Beziehung und lebt vor allem ihren beruflichen Traum als Selbständigerwerbende.